Es steht außer Zweifel, daß sich seit der Gründung der ersten Universitäten im 14. Jahrhundert vieles verändern mußte. Unverändert ist hingegen die Tatsache gebliegen, daß die Studentenschaft einen wesentlichen gesellschaftspolitischen Faktor darstellt.

but2010-5579Besondere Bedeutung kommt dabei gerade dem FARBSTUDENTENTUM zu, das stets mit offenem Visier, also “farbebekennend“ für seine Anschauungen, Ideen und Prinzipien eingetreten ist. Es hat oft eine gewaltige Portion Courage dazu gehört, diese Farben zu tragen, als sichtbares Zeichen der Unerschütterlichkeit einer Überzeugung.

Manchen mag es als ein Phänomen erscheinen, daß sich trotz aller gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen der letzten Jahrhunderte farbentragende Verbindungen erhalten konnten und in der Nüchternheit unserer Gegenwart mehr denn je aktiv werden.

Uns Landsmannschaftern scheint dieser Umstand aus eigener Perspektive absolut verständlich, denn das Fundament unserer Grundsätze bildet ebenso unbeirrbar christlicher Glaube, wie Heimat- und Vaterlandstreue, die aus der glorreichen Tradition Österreichs entspringt.

Man konnte unsere Corporation verbieten, es war nicht gerade eine Heldentat uns zu verfolgen, zu maßregeln, man konnte uns so ziemlich alles nehmen – unseren Glauben und unsere Liebe zur Heimat aber nie!
Landsmannschafter - Was ist das?

Wer die KATHOLISCH-ÖSTERREICHISCHEN LANDSMANNSCHAFTEN kennt und die Geschichte des Farbstudententums verfolgt, muß wohl zugeben, daß die heutigen, alle im 20. Jahrhundert gegründeten und im Akademischen Bund katholisch-österreichischer Landsmannschaften vereinten Corporationen nicht sehr viel mit den Ur-Landsmannschaften des 16. und 18. Jahrhundnerts gemeinsam haben. Verbote und Exmatrikulationen beendeten immer wieder ihr zeitgemäß zum Exzentrischen tendierendes Walten. Schließlich fielen sie 1793 vor der Auflösung des heiligen Römischen Reiches dem Verbot vieler Studentenverbindungen durch den Regensburger Reichtag zum Opfer.

Dennoch ist einiges aus dem landsmannschaftlichem Gedankengut und Brauchtum dieser Vorzeit grundlegend in die Prinzipien, Strukturen und Umgangsformen übergegangen – ein Funke des sprichwörtlichen Landsmannschaftergeistes. Erwähnenswert ist primär die Abschaffung aller sozialen Unterschiede und Standesschranken innerhalb einer Corporation (daher auch Ursprung der Couleurnamen). Auch gehörten zu den Hauptpunkten der „Landsmannschaftlichen Gesetzte“ im 18. Jahrhundert die Lebensfreundschaft und der Mehrheitsbeschluss. („1. Die Freundschaft ist das Fundament der Verbindung“ oder „7. Was die Gesellschaft durch Mehrheit der Stimmen beschließt, dem darf sich kein einziges Mitglied widersetzten. Wer dies tut, kann nicht in der Gesellschaft bleiben.“)

Während der Zirkel seinen Ursprung bei den studentischen Orden und Corps um 1785 findet, führten die Landsmannschaften bereits vor 1762 den Corporations-Wahlspruch ein. Der Älteste lautet wohl: „Aeterna sit conjnctio nostra!“

but2010-5585Durch Pflege einer eigenen Studentensprache, des Studentenliedes und der Gestaltung von „Trinksitten“ haben die seinerzeitigen Landsmannschaften mit der Grundlage des heute geltenden Comments, als Ausdruck studentischem Brauchtums und mit der freiwilligen Selbstbindung an gewisse Prinzipien und der Bildung einer exakten Corporationsorganisation, wozu die Bezeichnung CONVENT als gestaltendes Element hinzukam, bereits vor 200 Jahren die INNERE DEMOKRATIE ihrer Verbindung charaketrisiert. Tempora mutantur – und vieles hat sich bis zu den heutigen Landsmannschaften geändert!

Wir Landsmannschafter der Gegegenwart sind in katholische, akademische Verbindungen incorporiert, die sich von der Mehrheit anderer katholischer Verbindungen optisch nur sehr wenig, unserem Wesen und unserer Anschauung nach aber doch deutlich unterscheiden. Wir betrachten diesen Unterschied nicht als trennendes, sondern ergänzendes Element im großen Lager der christlichen Farbstudenten. Bei uns zählen Charakter, Lebenseinstellung, persönliche Tüchtigkeit und Idealismus, sonst paßt man nicht zu uns.

Und schließlich scheuen wir irgendwie die Größe. Größe und Macht sind gefährlich. Lieber bleiben wir klein und bescheiden und in einer überschaubaren Gemeinschaft zählt jeder einzelne doppelt.
Die Mitgliedscorporationen des Akademischen Bundes katholisch-österreichischer Landsmannschaften haben folgendes Grundsatzprogramm gemeinsam:

Die Corporationen des Akademischen Bundes katholisch-österreichischer Landsmannschaften sind farbentragende, katholische Studentenverbindungen, deren Mitgliedschaft von jedem erworben werden kann, der die statutenmäßigen Bedingungen erfüllt und bereit ist, für Österreich einzutreten und unsere Bestrebungen für eine Integration Europas zu unterstützen.

Die Corporationen des Akademischen Bundes katholisch-österreichischer Landsmannschaften bejahen die Demokratie, sind jedoch überparteilich und der Ansicht, daß der Staat von heute mehr denn je einer Spitze bedarf, die von allen Staatsbürgern geehrt und geachtet wird, was nur möglich ist, wenn sie ihrem Wesen nach über den Parteien- und Gruppeninteressen steht. Die Corporationen des Akademischen Bundes katholisch- österreichischer Landsmannschaften verlangen von ihren Mitgliedern, daß sie keiner Organisation angehören, deren Zielsetzung mit folgenden Grundsätzen in Widerspruch steht:

Katholischer Glaube ("religio")

Lebensfreundschaft ("amicitia")

Wissenschaft ("scientia")

Vaterland ("patria")

Monarchie ("monarchia")

Wir bekennen uns zum katholischen Glauben und treten für eine stete Verlebendigung des katholischen Gedankengutes ein.

Wir verstehen unter Lebensfreundschaft die Hilfe und das Eintreten unserer Mitglieder füreinander, um unsere Prinzipien zu stärken und ihnen zum Durchbruch zu verhelfen.

Wissenschaft bedeutet für uns die Verpflichtung zu fundierter akademischer Bildung, zu echter, verantwortungs-bewußter Wahrheitsfindung und zum Eintreten hierfür, daß unsere Hochschulen Pflegestätten der Wissenschaft im österreichischen Geist bleiben.

Wir bekennen uns zu einem unabhängigen österreichischen Staat und zur völkerverbindenden Kraft der österreichischen Idee. Wir wollen die große Vergangenheit und die kulturelle Leistung Österreichs verteidigen, nicht zuletzt, um der großen fortwirkenden Mission des Hauses Österreich Anerkennung zu verschaffen.

Wir glauben an Österreichs Zukunft in einem integrierten Europa.